Geschichtlicher Überblick bis zur spanischen Eroberung der Inseln im 16. Jahrhundert
Über die Geschichte der Kanarischen Inseln vor ihrer Eroberung durch Spanien gibt s nur wenige belegbare vorkoloniale Quellen.
Vor 30 bis 3 Millionen formen Vulkanaktivitäten im Atlantik die Kanaren. Die ältesten Inseln sind Lanzarote, Fuerteventura und Lobos, La Gomera entstand vor etwa zwölf Millionen Jahren und die jüngsten Inseln der Kanaren sind El Hierro und La Palma. Noch im 20. Jahrhundert kam es auf den Kanaren zu Vulkanausbrüchen.
3000 vor Christi
Die ersten Bewohner der Kanaren kamen wahrscheinlich aus Nordafrika und landeten im 3. Jahrtausend vor Christi auf den Inseln. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Cro-Magnon-Menschen, den frühen Vertretern des Homo sapiens, aus der Jungsteinzeit (Neolithikum).
2000 bis 1000 vor Christi: Die Guanchen erreichen die Kanaren
Die nächste Einwanderungswelle, und damit die Guanchen, erreicht die Kanaren. Es wird angenommen, dass die Guanchen nur auf der Insel Teneriffa gelebt haben und auf den anderen Inseln sich die Ureinwohner andere Namen gegeben haben. Da aber alle Ureinwohner der Kanaren den gleichen Ursprung hatten, wird der Begriff Guanchen für alle Altkanarier benutzt. Die Ureinwohner von El Hierro nannten sich Bimbaches, die von Fuerteventura Majos.
Guanche setzt sich aus Guan (Mensch) und che weißer Berg. Mit diesem Berg ist wohl der schneebedeckte Pico de Teide auf Teneriffa gemeint. Also bedeutet Guanche eigentlich Mensch aus Teneriffa.
1100 vor Christi
Das seefahrende Volk der Phönizier könnten während ihrer Seefahrten auf der Suche nach Handelsmöglichkeiten die Kanaren erreicht haben.
8. Jahrhundert vor Christi
Die Kanaren könnten schon dem griechischen Dichter Homer (Odyssee) bekannt gewesen sein.
6. Jahrhundert vor Christi
Der griechische Dichter besingt die seligen Inseln am Rande der Welt, ob er wirklich die Kanaren gemeint hat, ist nicht eindeutig belegt.
5. Jahrhundert vor Christi
Offenbar erreichen die aus Karthago kommenden Seefahrer Hanno und Himilkon die Kanaren.
500 bis 200 vor Christi
Aus Nordafrika kommen weitere Menschen auf die Kanaren. Sie finden auf den Kanaren bereits existierende Königreiche der Guanchen vor.
1 nach Christi
Der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) berichtet in seinem Werk Metamorphosen von den Kanaren. Bei den Metamorphosen handelt es sich um Verwandlungsgeschichten aus der antiken Sagenwelt. Ovid hat in seinem Werk über 250 antike Sagen eingearbeitet.
1. Jahrhundert nach Christi: Antikes Wissen über die Kanaren
Der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 bis 79) berichtet über eine Expedition des König Juba II. von Mauretanien zu den Kanaren. König Juba berichtete in seinen Werken über seine Erfahrungen von einer Seeexpedition zu den Kanaren. Plinius benutzt den Begriff Insula Canaria für Gran Canaria. Der Feldzug des mauretanischen Königs soll 24. nach Christi statt gefunden haben.
150 Der alexandrinische Geograph Claudius Ptolemäus (um 100 bis um 175) erstellt eine ziemlich genaue Karte der damals bekannten Welt. Die Kanaren befinden sich auf dieser Karte am Ende der Welt. Auf dieser Weltkarte zeichnet Ptolemäus auch einen Nullmeridian (Ferro-Meridian) ein, der durch die zu den Kanaren gehörende Insel El Hierro führt, die damals den Namen Ferro trug. Der Ferro-Meridian war neben dem Pariser Meridian der bis 1884 am häufigsten genutzte Nullmeridian unter den christlichen seefahrenden Nationen.
14. Jahrhundert: Wiederentdeckung der Kanaren
Der Genueser Kaufmann und Seefahrer Lancelotto Malocello soll erstmals Lanzarote und damit die Kanaren wieder entdeckt haben. Im Jahre 1336 startet von Lissabon aus eine Flotte, die von Lancelotto Malocello angeführt wird. Sie hatte das Zeit das damalige Ende der Welt, das damals an der westafrikanischen Küste lag, näher zu erforschen. Bei dieser Fahrt entdeckt Lanceloto Malocello die Kanaren, und damit auch Lanzarote erneut. Die von ihm entdeckten und in Besitz genommenen Insel werden in Portugal in der Weltkarte des Angelino Dulcert unter dem Namen Insula de Lanzarotus Marocelus vermerkt.
Im gesamten 14. Jahrhundert werden die Kanaren von Italienern, Protugiesen aber auch Katalanen angefahren, die mit Fellen und versklavten Altkanaren in ihre Heimat zurückkehren. In diese Zeit fällt auch der Versuch der ersten christlichen Bekehrung der Altkanarier auf Gran Canaria. Die Bemühungen werden aber durch die Sklavenhändler torpediert.
1402 bis 1406: Erste Eroberungsversuche der Kanaren
Der Normanne Jean de Béthencourt (1362 bis 1425) erobert im Auftrag Spaniens die zu den Kanaren gehörenden Inseln Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro. Die Eroberer trafen auf wenig Gegenwehr. König Heinrich III. von Kastilien hatte Interesse sich die Bezugsquelle des Farbstoffs zu sichern, mit dem man auch Stoffe rot einfärben konnte. Dieser wurde auf den Inseln von der Cochenille-Laus gewonnen.
1441 Der spanische Franziskanermönch Didakus (1400 bis 1463), eigentlich San Diego de Alcala, missioniert von Fuerteventura aus die Guanchen. Damit leitet er die endgültige Christianisierung der Kanaren ein. Didakus gründet das Kloster Fortaventure auf Fuerteventura.
1478 bis 1483: Beginn der Unterwerfung der Kanaren durch die Spanier
Die Spanier unterwerfen unter der Führung von Juan Rejón und Pedro de Vera die Guanchen Gran Canarias.
1479 Der Vertrag von Alcácovas teilt die Kanaren Spanien zu. Die Portugiesen erhalten dafür die Azoren.
1488 Die Spanier erobern La Gomera.
1492 Alonso Fernández de Lugo beginnt mit der Eroberung von La Palma.
Ab 1492 Christoph Kolumbus war der Erste, der auf der Fahrt über den Atlantik die Kanaren als letzte Station zur Auffüllung seines Proviants nutzte.
1493 Auf Teneriffa scheitern die Friedensverhandlungen mit den Guanchen. Damit beginnt der erste spanische Feldzug gegen die Guanchen auf Teneriffa.
1494 Nachdem im Vorjahr Friedensverhandlungen zwischen den Spaniern und den Guanchen auf der Kanareninsel Teneriffa gescheitert waren, erlitt Alonso Fernández de Lugo bei La Matanza eine schwere Niederlage gegen die Altkanaren. Am 25. Dezember 1495 kann er die Guanchen auf Teneriffa aber endgültig besiegen.
1496 Die Spanier erobern La Palma, auch die Eroberung Teneriffas nach drei Jahren erbitterten Widerstands der Guanchen ist abgeschlossen.
Die Kanaren am Ende des 15. Jahrhunderts
Die Spanier haben die Kontrolle über die Kanaren. Die Guanchen werden ihres Landes beraubt und in die Sklaverei getrieben. Bald sind die Altkanarier so gut wie ausgerottet. Wer überleben will, musste zum Christentum übertreten und sich anpassen. Die Kultur der Guanchen wird nahezu vernichtet.
Vor der Eroberung der Kanaren sollen etwa 30.000 Guanchen auf Teneriffa sowie auf Gran Canaria gelebt haben, auf La Palma über 4000 und auf El Hierro über 1000. Dazu noch ein paar Hunderte auf Fuerteventura und Lanzarote.
Die Guanchen die sich den neuen Friedensverträgen unterwarfen waren auf Gran Canaria sowie auf La Palma frei. Auf Teneriffa wurde im Jahr 1500 verfügt, dass alle Guanchen erst dann frei sind, wenn sie ihrem Herrn sechzehn Jahre lang gedient werden. 1504 wird bekannt gegeben, dass alle Guanchen gegen Lohn arbeiten sollten.
Durch ihre geographische Lage gewinnen die Kanaren als letzte europäische Station vor der Atlantiküberquerung an enorme strategischer Bedeutung.
1537 Spanien verbietet den Sklavenhandel. Die Kanaren widersetzen sich diesem Gesetz.
1541 Der Italiener Girolamo Benzoni besucht die Kanaren und berichtet, dass die Guanchen fast ausgestorben seien und ihre Sprache nicht überlebt hat. Die Kultur der Kanaren ging zwar verloren, offenbar überlebten aber mehr die Eroberung durch Spanien als gedacht, so soll 40 Prozent der einheimischen Bevölkerung auf den kanarischen Inseln Vorfahren unter den Altkanariern haben.